Oleniczak, Annelie

Oleniczak, Annelie

Lektorat und Online-Redaktion

Bahn frei für Batteriespeicher!

Dass Batteriespeichern in unserem zukünftigen Energiesystem eine bedeutende Rolle zukommt, steht bereits heute fest. Ein entscheidender Vorteil: Batteriespeicher ermöglichen im Rahmen der Energieerzeugung problemlos schnelle Lade- und Entladevorgänge. Nachteilig wirken sich die heute noch hohen Kosten der Speichertechnologie aus. Zwar macht die dynamische Weiterentwicklung der Angebote Hoffnung auf sinkende Preise. Doch können veraltete Regularien den technologischen und wirtschaftlichen Fortschritt bei Batteriespeichern behindern. Walter Albrecht, Geschäftsführer der Energiegemeinschaft LEW e. V. zeigt konstruktive Lösungsvorschläge auf.

Dies ist ein Gastbeitrag von Walter Albrecht. Der Gastbeitrag gibt die Meinung des Autors wieder und stellt nicht unbedingt die Meinung des VDE dar. 

Wie sich regulatorische Herausforderungen in Chancen verwandeln lassen

Ein Hauptmerkmal des neuen Stromsystems ist die Ausrichtung auf Erneuerbare Energien. Elektrischer Strom wird mehr und mehr nachhaltig erzeugt – zum Beispiel durch Windkraftanlagen, Photovoltaik und Wasserkraft. Dieser Umstand stellt das bisherige Energiesystem vor gewaltige Herausforderungen.

Die Produktion von Strom in konventionellen Kraftwerken, die auf Basis fossiler Brennstoffe Strom erzeugen, lässt sich dem Strom-verbrauch anpassen – durch Drosseln oder Hochfahren der Generatoren. Zudem liefern die konventionellen Kraftwerke im Energiesystem notwendige Systemdienstleistungen zum Beispiel die notwendige Kurzschluss- und Blindleistung. Dies gilt auch für Kern- und Kohlekraft-werke. Durch die zentrale Anordnung der Großkraftwerke ist eine Steuerung leicht zu realisieren.

Indes erfordert die Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien neue Lösungen, da sich EE-Kraftwerke bestenfalls eingeschränkt steuern lassen, zumal nicht in der erforderlichen Geschwindigkeit.

Hier kommen Energiespeicher ins Spiel. Insbesondere Batteriespeicher ermöglichen ein schnelles Steuern von Lade- und Entlade-vorgängen und können auch die notwendigen Systemdienstleistungen sicherstellen. Damit gleichen Batteriespeicher das Manko der EE-Kraftwerke aus. 

Wasserkraft marsch! Rain am Lech setzt auf Batteriespeicher

Die LEW Lechwerke betreiben 36 Wasserkraftwerke. Ein Beispiel für die effektive Integration von Batteriespeichern ist das Wasserkraft-werk Rain am Lech in Bayern. Der Batteriespeicher ergänzt die Anlage der LEW Wasserkraft und ermöglicht, Regelleistung bereit-zustellen. So können unerwartete Schwankungen der Stromnetzleistung besser reguliert werden. Dabei liefert das Wasserkraftwerk die erforderliche Energiemenge, während der Batteriespeicher die optimale Steuerung sicherstellt.

Energiespeicheranlage mit erneuerbaren Energiequellen - Photovoltaik und Windräder.
malp / stock.adobe.com

Gesetze und Verordnungen hinken hinterher

Erneuerbare Energie und das Energiesystem entwickeln sich rasant weiter – in einem Tempo, das den Gesetzgeber zu überfordern scheint. Teils beziehen sich Gesetze und Vorgaben nach wie vor auf das traditionelle Energiesystem mit herkömmlichen dezentralen Großkraftwerken, obwohl neue Regeln für das neue Energiesystem dringend benötigt werden. Teils mangelt es durch zu viele Änderungen an Verlässlichkeit und Konsistenz – Faktoren, die auf die Weiterentwicklung des Energiesystems hinderlich wirken, die Energiewende bremsen und wirtschaftliche Nachteile produzieren.

Die aktuelle Situation bringt auch für den Einsatz von Batteriespeichern erhebliche Probleme mit sich. So erzwingen die momentan gültigen Vorgaben aufwändige technische Lösungen mit entsprechend hohen Kosten. Erschwerend kommt hinzu, dass diese aufgrund stark volatiler rechtlicher Rahmenbedingungen immer wieder um entwickelt werden müssen. Folge ist ein unbeherrschbares wirtschaft-liches Risiko für die beteiligten Unternehmen. Die Energiewende wird so unnötig gebremst. Eine neue Herangehensweise ist geboten.

Bei technischen Regelwerken zeigt der FNN, wie ein sinnvolles Vorgehen aussehen kann: Das Forum Netztechnik/Netzbetrieb im VDE begleitet die junge Technologie bei ihren Fortschritten, neue Entwicklungen werden im jährlich aktualisierten FNN-Hinweis Speicher berücksichtigt und stehen allen Anwendern für die tägliche Praxis verlässlich zur Verfügung.

Der Gesetzgeber muss flexibel reagieren

Auf dem Weg zu optimalen rechtlichen Rahmenbedingungen ist Flexibilität ein Schlüsselfaktor: Der Gesetzgeber sollte die Weiterentwicklung des Energiesystems permanent im Auge behalten und Verordnungen rasch anpassen, sobald Bedarf entsteht. Dies gilt auch für die Regularien zur Anfangsförderung, die hinsichtlich Höhe und Dauer ständig überprüft und bei Bedarf kurzfristig optimiert werden sollten, nicht zuletzt um den kaum noch überschaubaren und zu komplexen Förderungskatalog zu bereinigen. 

Beispiel Energiemengen-Förderung: Gut gemeint, aber wirklichkeitsfremd

Ein Beispiel ist die Verknüpfung von Förderungen mit erzeugten Energiemengen. Anlagebetreiber mit mehreren Erzeugungsanlagen müssen jede Kilowattstunde zuordnen, wenn unterschiedliche Primärenergieträger zu unterschiedlichen Zeitpunkten genutzt werden.

Bei Eigenverbrauchnutzung und Speichereinsatz führt dies messtechnisch zu einer Mammutaufgabe. Noch komplizierter gestaltet sich die Abrechnung. Kommen unterschiedliche Stromverbraucher hinzu, steht der Anlagebetreiber vor einer nicht mehr lösbaren Aufgabe.

Sowohl Förderanreize für Erneuerbare Energien als auch entsprechende Verordnungen leiden unter einem Übermaß an Komplexität. Grundsätzlich sollte nur eingegriffen werden, wenn dies regulatorisch unbedingt erforderlich ist. Es ist Aufgabe des Marktes, über den Erfolg von Geschäftsmodellen zu entscheiden. Innovative Ansätze bekommen so eine Chance. Konventionelle Lösungen verabschieden sich, falls sie nicht mehr in die Zeit und zur Energiewende passen.  

Neue Batteriespeicher-Geschäftsmodelle: Der Markt macht´s!

Auch die Geschäftsmodelle für die Batteriespeicher-Technologie wandeln sich ständig. Aufgrund mangelnder Wirtschaftlichkeit haben sich einige Konzepte nicht bewährt und sind vom Markt verschwunden. Hohe Kosten hatten einen Anteil an dieser Entwicklung.

Doch die Weiterentwicklung der Technologie mit höherer Performance bei sinkenden Preisen bringt immer neue Ideen hervor. Denkbar sind zum Beispiel Geschäftsmodelle, die intelligente Messsysteme mit Speichern kombinieren. Hier ist allerdings abzuwarten, wie sich das intelligente Messsystem über eine Anwendung zur reinen Energiemengenermittlung hinaus entwickeln wird.

Auch für die Mehrfachnutzung von Speichern eröffnen sich Perspektiven. Ein Beispiel sind Batteriespeicher in Autos. Während der Ruhezeiten, in denen das Auto an der Ladestation steht, zum Beispiel an der heimischen Wallbox, kann der Speicher für den Ausgleich zwischen Stromverbrauch im Haushalt und der Stromerzeugung per Photovoltaik genutzt werden. Parallel dazu kann der Speicher Systemdienstleistungen wie Regelenergie und Kurzschlussleistung bereitstellen. Die Rentabilität von Speichern kann durch Mehrfachnutzung zukünftig deutlich erhöht werden – Faktoren, die die bereits vielversprechenden Aussichten für diese Technologie weiter verbessern. 

 

Zur Person

Walter Albrecht (Jahrgang 1971) ist  Elektrotechnikermeister und Betriebswirt (HWK) im Bereich Versorgungsqualität, Kabelfehler-ortung und Anschluss und Vergütung von Erzeugungsanlagen bei der LEW. 

Herr Albrecht war in verschiedenen Leitungsfunktionen tätig. Er war vier Jahre Vorsitzender des Bezirksinstallateur-Ausschusses und Autor beim Ausführungshandbuch für Photovoltaikanlagen im Forum-Verlag. Darüber hinaus ist er als freier Dozent tätig.

Seit 2019 ist er Geschäftsführer der Energiegemeinschaft LEW e. V. sowie Leiter Kommunalmanagement bei der Lechwerke AG 

Gremienarbeit im Forum Netztechnik/Netzbetrieb (FNN) im VDE 

  • Vorsitzender des Expertennetzwerk Speicher 
  • VDI 4657 “Planung und Integration von Energiespeichern“
  • Mitglied im Energie- und Klimabeirat des Landkreises Dillingen 
  • Gesellschaftervertreter beim Energie- und Umweltzentrum Allgäu, Kempten, und Regionalen Energieagentur Ulm
  • Dozent und Prüfer bei der Innung für Elektro- und Informationstechnik (TREI-Zertifikat)
  • Autor des Ausführungshandbuchs für Photovoltaikanlagen – Forum-Verlag
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